Leipzig/Bad Honnef (kf). Gärtnern in der Stadt liegt im Trend.In der Theresienstraße 39 und 41 in Leipzig- Eutritzsch können die Bewohner Obst, Gemüse, Kräuter und Blumen selbst anbauen und ernten."Begonnen haben wir mit dem gemeinsamen Gärtnern im vergangenen Jahr mit einem Hochbeet. Nun sind noch einmal zwei dazugekommen", erklärt Christian Glöckner von der Vereinigten Leipziger Wohnungsgenossenschaft, die das Projekt unterstützt.

 

Der Verein Stadtpflanzer e.V. hatte die Idee, den etwas tristen Hof gemeinsam mit den Anwohnern zu beleben. "Es war eigentlich alles da, damit sich die Leute dort treffen konnten. Grillplatz, Spielplatz, etwas Grün - aber die Anwohner haben das kaum gemeinsam genutzt", sagt Daniel Janko. "Um das zu ändern, haben wir den Anwohnern angeboten, den Hof selbst mitzugestalten. Durch das Gärtnern im Hof soll auch ein Gemeinschaftsgefühl entstehen."

 

Urban Gardening in vielen Städten

 

Nachbarschaftliches Gärtnern, auch "Urban Gardenig" genannt, setzt sich in vielen deutschen Städten durch. Bekannt sind die Prinzessinnengärten und das Tempelhofer Feld in Berlin. In Hamburg wächst Gemüse auf dem "Gartendeck", das sich auf einer Tiergarage befindet. Die Münchener nutzen eine Fläche am Olympiapark als gemeinschaftlichen Garten. Fast jede große Stadt hat ihre alternativen Gärten. Wer Interesse hat, kann ohne große Anmeldeformalitäten mitmachen. Anders als in einem Kleingartenverein ist das städtische Gärtnern an keine Vereinsmitgliedschaft und keine Vorgaben gebunden.

 

Nachbarschaftsgärten erhöhen die Wohnqualität

 

"Das gemeinsame Gärtnern hat zwei wichtige Vorteile", meint Christian Glöckner. Zum einen bietet es auch Leuten, die keinen eigenen Garten oder Balkon haben, die Möglichkeit, ihr eigenes Obst und Gemüse anzubauen. So können sie mit relativ geringem Aufwand etwas für ihre gesunde Ernährung tun. Auf der anderen Seite erhöht so ein Nachbarschaftsgarten die Wohnqualität. Die Anwohner kommen ins Gespräch, lernen sich besser kennen, wenn sie zusammen säen, pflegen und ernten. Und vor allen, wenn sie dann die selbst gezogenen Produkte gemeinsam genießen.

 

"Gärtnern kann jeder", sagt Daniel Janko vom Leipziger Verein Stadtpflanzer e.V., der die Menschen zum Mitgestalten ihrer Stadt anregen will. Die Hürden sind niedrig und Möglichkeiten gibt es viele, auf Brachflächen, im öffentlichen Raum und in Wohnhöfen wie in der Theresienstraße. "Es ist spannend zu sehen, ob unsere Idee dort aufgeht, und sich der Garten zu einem Ort entwickelt, an dem sich die Menschen begegnen", sagt Daniel Janko.

 

 

Bunte Blumenteppiche in der Stadt

 

"Der Trend zum Gärtnern entspringt dem Wunsch nach mehr Grün und intakter Natur in der Stadt", meint Wolfgang Groß, Umweltreferent beim Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau. Immer mehr Stadtbewohner, die ihre Lebensmittel weitgehend aus den Supermärkten bekommen, wollen erleben, wie aus kleinen Pflänzchen oder Samen Blumen, Kräuter, Obst und Gemüse entstehen. Eine unkonventionelle, aber wirkungsvolle Methode, die Stadt bunter zu machen, ist das so genannte Guerilla-Gardening, bei dem Blumensamen, die in kleinen Kugeln verstaut sind, wild in der Gegend verstreut werden. Die schnell keimenden Pflanzen entwickeln sich in kurzer Zeit zu einem leuchtenden Blumenteppich.

Katja Fischer